Charisma Page 4
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völlig kahlen Tal; doch nirgends konnte ich ein geparktes Hover-Car entdecken.
»Mir macht es nichts aus«, sagte ich und zögerte, mich neben sie auf die Plastikdecke zu setzen. »Ich heiße John«, setzte ich etwas lahm hinzu und ließ den Familiennamen weg, wie es mir für dieses zufällige Treffen passend erschien.
»Das dachte ich mir«, erwiderte sie zu meiner Überraschung.
»John Maine, nicht wahr? Jemand hat… mir von Ihnen erzählt.
Ich heiße Susanna. Setzen Sie sich doch, bitte.«
Ich schob die Zeitung beiseite und setzte mich neben sie. Ein Foto fiel mir auf; die chaotischen Trümmer einer eingestürzten Brücke. Im Vordergrund stand eine Frau und sah den Männern zu, die die Trümmer beiseite räumten. Ihre Haltung war voller Anspannung, und die Kopfhaltung drückte Trauer aus.
Nachdem die anfängliche Scheu überwunden war, unterhielten wir uns eine Weile über alltägliche Angelegenheiten; ein seltsam zielloses Gespräch, fand ich.
Das graue Licht wurde dunkler, und die feuchte Luft kühlte spürbar ab. Unwillkürlich rückten wir näher zueinander, bis unsere Körper sich von Schulter bis Oberschenkel berührten. Wir sprachen über Ereignisse, die wir kürzlich in Newspocket verfolgt hatten, und unsere Gesichter waren einander nahe. Es war eine unwirkliche Unterhaltung, während die Wellen gegen einen nahen Felsen schlugen und die steilen Klippen zu beiden Seiten von uns dunkel wurden. Die Geschehnisse der vergangenen Nacht schienen sehr weit entfernt zu liegen.
Plötzlich sagte sie: »Sie sollten jetzt gehen«, und ich stand auf und blickte unsicher auf sie herab. Sie lächelte. Sie hatte einen breiten Mund und volle, zum Küssen einladende Lippen. »Wir können uns morgen um dieselbe Zeit wieder hier treffen, wenn Sie mögen«, sagte sie.
»Gerne«, antwortete ich. Sonst gab es nichts mehr zu sagen, und da sie offensichtlich darauf wartete, daß ich sie allein ließe,
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begann ich den Pfad hinaufzusteigen, auf dem ich herabgekom-men war.
Entgegen meinem Vorsatz machte ich einen kleinen Abstecher zum Hotel und nahm einen Drink an der Bar, bevor ich auf die Hausyacht ging. Ich hatte das Hotelessen allmählich satt und beschlossen, für eine Weile selbst zu kochen.
Mellors saß an der Bar, und auch seine Frau. Er strahlte, als er den Gästen von den Ereignissen der vergangenen Nacht berichtete; nachdem ich mich in seiner Nähe ebenfalls an die Bar gesetzt hatte, erwischte ich ihn innerhalb einer Minute bei drei falschen Darstellungen. Mellors sah mich, entschuldigte sich bei den anderen und trat zu mir.
»Waren Sie dort?«
»Ich war dort«, sagte ich ihm. »Aber ich habe nichts Interessantes entdecken können. Keine Verbotsschilder, keine Zäune.
Nur die Ruine einer Hütte und diese beiden Bäume, das ist alles.«
»Verstehe«, sagte er enttäuscht. »Trotzdem halte ich es für richtiger, die Augen offen zu halten. Niemand zieht mir das Fell über die Ohren.«
»Haben Sie Pablo gesehen?«
»Die Boote sind alle wieder hier. Keine größeren Beschädigun-gen.« Er sprach nicht von Pablo, und ich fragte mich nach dem Grund. Er grinste mit gebleckten Zähnen. »Es hätte mir gar nicht gepaßt, wenn unser kleines Unternehmen einen Rückschlag erlitten hätte. Übrigens, wieviel Kapital können Sie aufbringen?«
Ich verließ die Bar kurz darauf, ein flaues Gefühl im Magen. Er wußte genau, daß ich kein Kapital besaß. War dies der erste Schritt, um mich auszubooten, wie Pablo es vorhergesagt hatte?
Am nächsten Morgen um neun Uhr ging ich an Land, um ein paar Lebensmittel einzukaufen. Ich wollte nicht, daß Mellors mir vorwerfen konnte, mich aus den Hotelbeständen zu bedienen. Es
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war einer dieser seltenen Herbsttage, an denen die Sonne warm von einem mit leichten Dunstwolken verhangenen Himmel scheint und die wenigen ständigen Einwohner einander mit fröhlichen Zurufen über die schmalen Straßen hinweg begrüßen.
Möwen drehten über dem Wasser ihre Kreise und stießen heisere Schreie aus. Ich holte mir die Morgenzeitung und ging zum Supermarkt.
Die Mädchen des saisongemäß reduzierten Verkaufspersonals lachten fröhlich, und deshalb kamen mir ihre nichtssagenden Gesichter beinahe hübsch vor. Ich fühlte mich besser. Ich erledigte meine Einkäufe, unterhielt mich ein wenig mit Esme am Käsestand und war drauf und dran sie für diesen Nachmittag auf die Hausyacht einzuladen, als ich durch das Fenster Susanna erblickte. Sie ging mit raschen Schritten die Straße hinauf.
Ich ließ meine Einkäufe auf die Hotelrechnung schreiben, preßte die schwere Tüte an die Brust und ging hinaus. Susanna war nirgends zu sehen. Ich nahm den Weg, den sie gegangen war und blickte in die Schaufenster aller Läden, an denen ich vorbeikam, doch ohne Erfolg. Nach einer Weile gab ich es auf und ging zur Hafenbar des Falcombe Hotels, um einen Kaffee zu trinken. Mellors und Pablo waren nirgends zu entdecken.
Die Hafenbar hat ein breites Panoramafenster, das zum Fluß und zum Rasen führt; ich entdeckte einen leeren Tisch vor dem Fenster, setzte mich und schlug meine Zeitung auf, wie ein normaler Tourist. Die erste Seite bot den üblichen Katalog von Katastrophen. Nachdem ich durch einen raschen Blick erfahren hatte, daß bei dem letzten Flugzeugunglück sechshundert Menschen getötet worden waren, schlug ich die Sportseite auf und gratulierte mir, daß ich diese Alternative hatte. Ich habe nie ein Abonnement mit Newspocket abgeschlossen; ich hasse es, jede einzelne Nachricht über mich ergehen lassen zu müssen, bevor auf dem winzigen Bildschirm endlich die Meldung erscheint, die mich interessiert. Newspocket behauptet, daß seine Abonnenten die bestinformierten Menschen des Landes seien, und ich zweifle nicht daran, daß dies zutrifft.
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Als ich einen Schluck Kaffee getrunken hatte und aus dem Fenster blickte, sah ich Pablo an der beschädigten Hausyacht arbeiten und ein kleines Boot auf die Pier zuhalten. Ein Mann stieg heraus, machte die Bugleine fest und half einem Mädchen beim Aussteigen. Ich haßte ihn vom ersten Augenblick an, teilweise, weil er auf eine gigolohafte Art gut aussah, und teilweise, weil das Mädchen, dessen Arm er so besitzergreifend hielt, Susanna war. Ich verließ eilig die Bar und ging diagonal über den Rasen, so daß ich den beiden den Weg abschnitt. Sie sprachen angeregt miteinander, aber wenigstens hatte dieser Lackaffe Susannas Arm losgelassen.
»Hallo, Susanna«, sagte ich.
Sie sah mich an, als sie ihren Namen hörte, dann trat ein Ausdruck des Nichterkennens auf ihr Gesicht. Sie wandte sich wieder dem Gigolo zu, und sie nahmen ihre Unterhaltung wieder auf, als sie an mir vorbeigingen, und der Mann warf mir einen flüchtigen, mildneugierigen Blick zu.
Ich blieb stehen und sah ihnen nach und kam mir ziemlich albern vor. Sie gingen zum Parkplatz, und der Mann half Susanna in einen großen Hover-Lieferwagen.
Langsam ging ich ihnen nach. Der Hover hob sich mit aufheu-lender Turbine vom Boden ab und bog nach links in die Straße ein. An seiner Seitenwand standen die Worte:
FALCOMBE FORSCHUNGSSTATION
Höchst geheim. Darum also. Anscheinend durfte ich Susanna überhaupt nicht kennen.
Ich fragte mich, ob sie am Nachmittag kommen würde oder nicht…
Sie war da. Ich näherte mich der kleinen Bucht von der Landseite aus, lenkte das Hover-Car rüttelnd und schwankend über den holprigen, überwucherten Pfad, nur um zu beweisen, daß es zu schaffen war. Und, das gab ich offen zu, in der Hoffnung, daß sie sich von mir zurückbringen lassen würde.
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Sie saß mit dem Rücken an einen der beiden großen Bäume gelehnt, als ich parkte und ausstieg, schien mich aber nicht zu bemerken. Dann, als ich auf sie zutrat, winkte sie mir zu und lächelte ihr breites Lächeln. Ich setzte mich neben sie.
»Ich hoffe, ich habe Ihnen keine Ungelegenheiten bereitet«, sagte ich. Die Mitarbeiter der Forschungsstation hatten ihre eigenen Unterkünfte und durften, so weit ich wußte, keinerlei Kontakte
mit der Außenwelt haben. »Ich habe nicht gewußt, daß Sie auf der Station arbeiten. Als ich Sie vorhin auf dem Pier sah, hoffte ich, daß Sie einen Kaffee mit mir trinken würden. Falls wir Ihren Gigolo-Freund hätten abhängen können.«
Sie blickte mich mit einem Ausdruck sorgsamer Unverbindlich-keit an, den ich enervierend fand und der mich bei den letzten Worten ein wenig ins Stottern brachte.
»Das war sicher Bill Stratton«, sagte sie. »Es wundert mich, daß Sie ihn bisher nicht kennengelernt haben. Er ist der Direktor der Station.« Sie zögerte. »Er will mich heiraten, aber… wenn ich an Ihrer Stelle wäre, würde ich ihm aus dem Weg gehen.« Sie sagte das sehr ernst. »Woher haben Sie erfahren, daß ich auf der Station arbeite?«
»Es stand an dem Lieferwagen.«
Sie lächelte. »Oh, natürlich«, sagte sie dann. »Es ist lächerlich, durch diese Inschrift auf die Station hinzuweisen. Aber dieses geheime Unternehmen ist voller Widersprüche.«
»Was wird dort eigentlich getan?«
»Sie wissen, daß ich Ihnen darüber nichts sagen darf, John.«
Ihre Stimme klang amüsiert. »Erzählen Sie mir lieber, was Sie tun.«
»Ich treibe mich auf den Klippen herum und halte Ausschau nach hübschen Mädchen.«
»Ich meine in Ihrer Freizeit.«
»Abgesehen von meinen vergeßlichen Versuchen, das Falcombe Hotel zu leiten, schreibe ich Artikel für Yacht-Magazine,
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illustriert mit Fotos von den neuesten Booten mit Mädchen in Bikinis auf dem Deck, die genau so aussehen wie Sie, nur nicht so hübsch. Haben Sie Lust, mal auf einem Boot fotografiert zu werden? Morgen werden die ersten Muster eines neuen Modells zu Wasser gebracht.« Ich meinte es ernst. »Wir könnten hinterher auf meinem Boot einen Whisky trinken.«
Sie wirkte ehrlich traurig; ich nahm an, es war ein verdammt einsames Leben auf der Station. »Liebend gern. Aber Sie wissen ja, wie es ist.«
»Ja, ich weiß.«
Eine dichte, schwarze Front tiefhängender Wolken trieb vom Meer auf uns zu. Ein kalter, feuchter Wind kam auf und verdrängte die warme Abendluft. Susanna drängte sich zitternd an mich; ich legte den Arm um ihre Schultern. Sie drängte noch näher heran und wir saßen eine Weile schweigend; dann, als ob die plötzliche körperliche Nähe uns verlegen machte, begannen wir eine lebhafte Unterhaltung.
Wir sprachen von Falcombe und seiner Wachstumsrate und verglichen es vorteilhaft mit den explosiv anschwellenden Cities im Osten. Wir argumentieren über Vor- und Nachteile verschiedener Pläne für ein neues Reservoir, und ob es ratsam sei, eine Meerwasser-Entsalzungsanlage zu bauen. Wir sprachen von dem Boom bei den Bootswerften und wie dieses Gewerbe in Falcombe den Rückgang des Tourismus’ aufgefangen habe. Ich erwähnte Mellors und sein Hausyacht-Projekt. Für eine Weile genossen wir eine interessante, aber ziellose Konversation.
Wir sprachen von allem möglichem, nur nicht von der Forschungsstation und von Liebe. Ich fragte mich, ob es immer so sein würde. Und ich fragte mich, warum ich mich das fragte.
Plötzlich wurde es ziemlich dunkel, und es begann zu regnen.
Ich zog die Füße an, küßte sie leicht und impulsiv auf die Stirn und stand auf. »Wir werden naß«, stellte ich fest.
Sie blieb sitzen. »Das macht mir nichts«, sagte sie. »Aber es wird Zeit, daß Sie gehen.«
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»Ich bin mit dem Hover gekommen. Ich bringe Sie zurück.«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich werde von jemandem abgeholt.
Trotzdem vielen Dank, John.«
Sie saß an den Baum gelehnt, blickte zu mir auf und wartete, daß ich ginge; der Regen machte ihr goldenes Haar strähnig, und Tropfen rannen über ihr Gesicht.
»Seien Sie doch nicht albern«, sagte ich. »Zumindest können Sie sich doch in den Wagen setzen, bis er kommt. Es ist doch ein
›er‹, vermute ich.«
»Ich bleibe lieber hier«, sagte sie ruhig. Sie lächelte nicht mehr.
Ich blickte hilflos umher und sah jemanden von der Straße her den Pfad heraufkommen. Es war ein Mädchen in einem leichten Regenmantel, das ziellos und zögernd den Pfad entlangschritt, immer wieder stehen blieb und zum Himmel emporstarrte. »Was ist los mit ihr?« fragte ich.
Susanna blickte in die Richtung in die ich deutete, und ihr Gesicht veränderte sich zu einem Ausdruck, den ich nicht deuten konnte, in dem jedoch Erkennen und etwas Angst zu leben schienen. »Gehen Sie jetzt, John«, sagte sie drängend.
Ich packte ihre Arme und zog sie auf die Füße. »Sie sind verdammt unvernünftig«, sagte ich. »Wir sind schon bis auf die Haut durchnäßt. In Gottes Namen, kommen Sie jetzt mit zum Hover-Car. Ich habe nicht die Absicht, Sie zu vergewaltigen.«
Ich hielt ihren Arm fest umklammert und begann sie über das nasse Gras zu meinem Fahrzeug zu zerren.
Das Mädchen auf dem Weg beobachtete uns; sie setzte sich in einen leichten Trab und lief auf uns zu. Ich hatte den Eindruck, sie zu kennen, doch mein Verstand weigerte sich zu glauben, was meine Augen mir sagten. Susanna protestierte heftig, als ich sie weiterzerrte.
Der Regen prasselte in unsere Rücken und trieb uns vorwärts.
Ein Wirbel rostfarbener Blätter wurde von den beiden hohen
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Bäumen gerissen. Ich ließ Susannas Arm los und zog den Kopf in den Jackenkragen, als ich auf das Hover-Car zustolperte.
Und plötzlich war der Himmel klar und gelbrosa von den Strahlen der tiefstehenden Sonne; die Wolken waren verschwunden und das Gras war trocken und raschelte unter unseren Füßen. Das andere Mädchen stand in der Nähe des Hover-Car und hatte uns jetzt den Rücken zugekehrt. Anscheinend hatte sie das Interesse an uns verloren; sie blickte in die entgegengesetzte Richtung auf die Schornsteine des Hotels an der Hauptstraße. Als ich sie anblickte, begann ich zu zittern.
Ich wandte mich nach Susanna um. Sie war nicht da. Die Bäume standen still und unbewegt in der Abendluft, die Ruine der Steinhütte stand in der Nähe des Ufers wie ein fossiles Skelett. Und das Gras war trocken, und es hatte niemals geregnet. Und Susanna war verschwunden.
Ich stieg in das Hover-Car, saß eine Weile reglos und dachte nach. Ich drückte auf den Startknopf, die Turbine heulte auf und das Fahrzeug hob sich vom Boden. Ich fuhr ein kurzes Stück, dann stieß ich, einem Impuls folgend, die Beifahrertür auf und sagte: »Steigen Sie ein. Ich bringe Sie zurück.«
Sie setzte sich ohne ein Wort neben mich, dieses eigenartige, stille Mädchen; und falls sie vorher geschlafwandelt haben sollte, war sie jetzt hellwach; Angst und Verwirrung standen in ihren Augen. In Susannas Augen.
Ihr Haar war trocken und seidig, weil es nicht geregnet hatte, dort, wo sie herkam. Und obwohl sie Susannas breiten Mund hatte, lächelte sie nicht.
»Ich glaube, Sie haben einen Schock erlitten«, sagte ich. »Das kommt schon wieder in Ordnung.«
Sie blickte mich an und schien beruhigt. »Entschuldigen Sie.
Ich habe so etwas noch nie zuvor getan. Ich weiß gar nicht, was…« Sie runzelte die Stirn. »Ich kenne Sie«, sagte sie. »Sie sind der Mann, der mich heute morgen auf dem Pier angespro-chen hat. Ich war in Begleitung von Bill Stratton.«
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Das Hover-Car schwebte den Pfad hinauf. »Das stimmt, Susanna«, sagte ich.
»Und Sie kennen meinen Namen«, sagte sie verwundert.
»Entschuldigen Sie«, sagte sie noch einmal. »Sie müssen mich für sehr unhöflich halten. Wo haben wir uns schon einmal getroffen? Irgendwo in der Stadt?«
Obwohl das Hotel an der Hauptstraße während des Winters geschlossen ist, bleibt die Bar geöffnet, um den Durchgangsver-kehr mitzunehmen. Ich parkte und führte das Mädchen hinein.
Sie sträubte sich nicht. Sie sah aus, als ob sie einen Drink brauchte, also bestellte ich ihr einen doppelten Scotch, und nach kurzem Zögern auch einen für mich. Ich hatte ihn auch nötig.
Wir saßen in der Ecke des leeren Raums, wo uns der Barmann nicht beäugen konnte.
»Wir haben uns noch nie getroffen«, erklärte ich ihr. »Ich habe Sie mit dem Mädchen verwechselt, mit dem Sie mich heute abend gesehen haben. Sie heißt ebenfalls Susanna.«
»Was für ein Mädchen?« fragte sie. »Als ich… erwachte, oder was immer es gewesen sein mag, standen Sie allein in der Nähe der beiden Bäume.«
Ich stellte fest, daß mein Glas fast leer war und bestellte noch zwei Doppelte, und dachte, daß meine Susanna fort war, vielleicht für immer. Doch diese Susanna war hier, bei mir, und gab es wirklich einen Unterschied? Ich hatte die Wahrheit bereits vermutet. Ich blickte sie an; sie hatte ihren Mantel abgelegt. Ich fragte mich: Welche Bedeutung hat Liebe, genau genommen, bei Umständen wie diesen?
»Wir sitzen hier in dieser Bar«, sagte ich abrupt, »und wissen nicht, worüber wir sprechen sollen. Etwas sehr Seltsames ist geschehen, und jeder von uns hat seine eigenen Gründe, nicht viel darüber zu reden. Lesen Sie Zeitungen?«
Sie lächelte endlich, endlich. »Das tun sicher die meisten Menschen.«
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»Gestern erlebte ich dabei eine Überraschung. Ich sah ein Foto von der eingestürzten Brücke in Trent.«
Sie sah mich leicht verwundert an. »Richtig. Ich habe es heute morgen in der Newspocket-Nachrichtensendung gesehen. Was ist so überraschend daran?«
»Es ist heute früh geschehen.« Wieder erschienen zwei Drinks.
»Worauf wollen Sie hinaus?« Sie wirkte plötzlich reserviert.
»Ich will darauf hinaus, was Sie in der Station machen.«
»Woher wissen Sie, daß ich dort arbeite?«
»Das stand an der Seitenwand des Lieferwagens.«
»Oh, natürlich. Wissen Sie…« – sie lächelte wieder – »manchmal mache ich mir so meine Gedanken über diese Geheimnis-mentalität. Wo immer man hinsieht, gibt es Widersprüchlichkeiten.«