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  Ich erwachte gegen zwei Uhr nachts durch seltsame Geräusche. Das Boot schaukelte ziemlich heftig, selbst in dem geschützten Hafen von Falcombe, also nahm ich an, daß der drohende Sturm schließlich über uns hereingebrochen war…

  Für den Unerfahrenen ist allein die Vorstellung, an Bord eines kleinen Schiffs zu schlafen, romantisch. Ein Glas Bier in der Stille des abendlichen Zwielichts, die tanzenden Reflexe von Lichtern anderer Boote auf dem ruhigen Wasser; dann in die gemütliche Kabine auf einen letzten Scotch und eine Zigarette. Später in der Koje, die Decke bis unters Kinn heraufgezogen, stellt man sich vor, daß das Wasser, nur wenige Zoll entfernt, gegen den schützenden, schoßgleichen Bootsrumpf plätschert. Und dann traumloser, gesunder Schlaf.

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  Die Wirklichkeit sieht natürlich völlig anders aus. Zugegeben, alles verläuft problemlos, bis der Seemann in seiner Koje liegt.

  Erst dann, wenn er am meisten verwundbar ist, hört er die Geräusche. Das langanhaltende, dumpfe Dröhnen, begleitet von dem metallischen Pochen.

  Das sagt ihm, daß der Anker über Grund schleift.

  Er fährt hoch, knallt mit dem Kopf gegen die Bodenbretter der oberen Koje und versucht, durch das winzige Bullauge etwas zu erkennen. Vor zwei Stunden hatte er einen umgebauten Fischkutter und eine Reihe kleiner Dinghis gesehen, die rotblaue Flanke eines Seenotrettungsbootes und den Leuchtturm am Ende des Piers.

  Jetzt sieht er nichts, außer Wasser natürlich, düster und kalt und drohend in dem erratischen Licht des Mondes, über den ein immer mehr auffrischender Sturm zerrissene Wolkenfetzen jagt.

  Er ist mit der Ebbe meerwärts abgetrieben worden. Als seine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt haben, kann er das Ufer erkennen, schwarz und drohend, und die gischtenden Brecher, die gegen den Fels branden und sehr bald sein zerbrechliches Gefährt zu Kleinholz zertrümmern werden. Es scheint, als ob er in diese Richtung getrieben werden würde; und ein paar Sekunden angstvoller Beobachtung bestätigen das. Der riesige, dunkle Schatten des Ufers kommt immer näher.

  Ich habe jetzt meine Lektion gelernt. Ich finde mich einfach mit der Möglichkeit meines Todes ab und gehe wieder schlafen. Vor Jahren war das jedoch noch ganz anders: Ich wurde von Panik ergriffen wie alle anderen auch, zog meine Hose an und taumelte an Deck.

  Um festzustellen, daß alle Boote vom Gezeitenwechsel herumgedreht worden waren und der Hafen jetzt ein völlig anderes Bild bot.

  Wieder hörte ich das Geräusch: ein schweres, dumpfes Poltern gegen den Schiffsrumpf. Eine Weile blieb ich liegen und fragte mich, ob ich deswegen etwas unternehmen sollte. Ich hörte den

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  Wind heulen, und von Zeit zu Zeit wurden Regentropfen so hart auf das Dach gepeitscht, daß es wie der Aufschlag von Schrotkugeln klang. Ich versuchte, wieder einzuschlafen, doch es gelang mir nicht; das treibende Objekt, was immer es sein mochte, schien wenige Zoll über meinem Kopfkissen gegen die Schiffswand zu poltern.

  Also zog ich mich an, rauchte eine Zigarette und trank einen Scotch, während ich über die Angelegenheit nachdachte, zog dann mein Ölzeug über und stieß die Tür zum Achterdeck auf.

  Der Regen peitschte mir ins Gesicht. Ich zog den Kopf zwischen die Schultern, umklammerte die Reling und beugte mich außenbords. Ein zylindrischer Gegenstand von der Größe eines Ein-Mann-U-Bootes lag im Wasser und wurde von jeder Welle gegen die Bordwand geschleudert. Es sah schwer genug aus, um eine Menge Schaden anrichten zu können. Ich ging wieder in die Kabine, holte die Taschenlampe, schaltete sie ein und sah mir das Ding noch einmal an. Es wirkte jetzt noch bedrohlicher, muschelbewachsen und fremdartig, wie eine nicht geborgene Raumkapsel.

  Es war, erkannte ich, als eine gelinde Panik von mir Besitz zu ergreifen begann, die konische Boje, die weiter stromauf gelegen hatte und wahrscheinlich vom Sturm losgerissen worden war. Es schien, als ob der unheimliche Anblick der sturmgepeitschten Bäume meine Phantasie entzündet hatte. Ich führte ein Tau durch den Ring zur Winsch auf dem Vordeck. Dann winschte ich die Boje unter erheblichen Mühen nach vorn, um den stumpfen Bug herum, und überließ es dem Wind, sie zum Ufer zu treiben.

  Als sie im Dunkel verschwand, richtete ich den Strahl der Taschenlampe auf sie; es sah so aus, als ob sie an dem Pier vorbeitreiben und bei der kleinen Helling an Land gespült werden würde.

  Befriedigt – in Wahrheit mit einem Gefühl der Tugendhaftigkeit

  – wollte ich gerade wieder in die Kabine zurückgehen, als ich durch den dichten Regen einen weißen Bootskörper sah, wo vorher kein Boot gelegen hatte. Ich schaltete die Taschenlampe ein, doch der vom Wind gepeitschte Regen reflektierte das Licht

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  zu spiegelnden Sternen und begrenzte meine Sicht noch weiter.

  Ich ging auf dem schmalen Seitendeck nach achtern, hängte mich über die Reling und starrte in das Dunkel. Diesmal war ich ganz sicher: Was ich sah, war eines von Pablos Hausyachten, die in der Strömung trieb!

  Ich lief über die federnde Planke auf den Pier, stolperte über mehrere Hindernisse und hetzte die Straße hinauf. Wenige Minuten später war ich im Hotel und hämmerte gegen Pablos Tür.

  »Wer ist das, zum Teufel?«

  »Ich bin’s, John. Mach auf, um Gottes willen.«

  Nach einer kurzen, mit unwilligem Knurren gefüllten Pause erschien Pablo, mit zerwühltem Haar und offener Hose. »Jesus, John. Weißt du, wie spät es ist?«

  Ich erklärte ihm die Situation. Er stürzte zum Fenster und starrte in die Nacht hinaus. Das Flutlicht auf dem Rasen war abgeschaltet worden, und wir konnten nichts sehen. »Wir brauchen eine Barkasse«, sagte ich. »Mit einem Hover-Boot ist das nicht zu schaffen. Irgend etwas Wendiges mit einem schweren Kiel.«

  »Mellors’ Boot.« Der Alte besaß ein kleines, aber starkes Boot zum Fischen, das unten am Privatpier des Hotels lag. »Wir müssen den Schlüssel besorgen«, setzte Pablo unsicher hinzu.

  Wir hämmerten eine Weile gegen Mellors’ Tür, bevor wir sein wütendes Fluchen hörten. Schließlich öffnete Dorinda die Tür; sie wirkte verängstigt und sah ohne Make-up jünger aus. »Was ist?«

  fragte sie, blickte von mir zu Pablo und wieder zurück und preßte ein kostbares Hauskleid um ihren knochigen Körper.

  Ich erklärte ihr die Lage und bat sie um den Zündschlüssel für das Boot. Während ich dabei war, schrie Mellors aus dem Bett:

  »Sind Sie es, Maine? Was wollen Sie, zum Teufel? Was ist los?

  Kommen Sie herein, Mann.«

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  Ich trat an Dorinda vorbei ins Zimmer, gefolgt von Pablo, und begann zu erklären. Mellors sah obszön aus: rote Augen in einem aufgedunsenen Gesicht, das Oberteil seines Pyjamas stand offen und enthüllte eine rosafarbene, mit grauen Haaren gesprenkelte Brust. Während er zuhörte, schien er wacher zu werden und begann Hose und Jacke über seinen Pyjama zu ziehen.

  »Nun kommen Sie schon«, sagte er energisch. »Worauf, zum Teufel, warten wir denn noch?« Er stieß die nackten Füße in seine Schuhe und lief zur Tür.

  Wir rannten die Treppe hinab; ich machte eine kurze Pause, um dem schlafenden Nachtportier den Schlüssel für die Eingangstür abzunehmen und die Flutlichter auf dem Rasen einzuschalten. Wir liefen die Korridore entlang, ich schloß die Tür auf, und wir schlossen vor dem grellen Licht und dem nieder-prasselnden Regen die Augen. Pablo blieb ganz plötzlich stehen und streckte den Arm aus. »O mein Gott«, murmelte er. »Sieh doch!«

  Ich starrte in die Nacht. Ich sah nichts außer dem Regen und ein paar Büschen am Ufer, und dahinter das schwarze Wasser des Flusses.

  Die Boote – alle zehn – waren verschwunden.

  Pablo stieß ein ungläubiges Stöhnen der Verzweiflung aus.

  »Das ist unmöglich«, sagte er, wieder und wieder, als wir in Mellors Boot stiegen, den Motor starteten und ablegten. »Das ist doch völlig unmöglich, um Gottes willen. Sie können sich doch nicht alle losgerissen haben. Nicht wahr, John? Nicht wahr?« Er stolperte zum Bug, als Mellors einen engen
Kreisbogen zu schlagen begann, stand auf dem Vorderdeck und starrte in das Dunkel.

  Plötzlich schnitt ein heller, eng gebündelter Lichtstrahl aus der Halbkabine. Mellors hatte den Suchscheinwerfer eingeschaltet.

  Er zerteilte den Regen bis zum gegenüberliegenden Ufer, beleuchtete naßglänzende Bäume und ein paar Dinghis, die an einem Anleger auf den Wellen schaukelten. Dann schwenkte der

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  Lichtstrahl flußaufwärts, und Mellors ließ die Turbine auf vollen Touren laufen. Das Boot schoß über den Kamm einer Welle hinweg und glitt kurz darauf durch ein Wellental. »Es ist ein Glück, daß der Wind stromauf bläst«, schrie Mellors durch das Heulen der Turbine, »sonst wären sie seewärts getrieben worden und an den Klippen zerschellt.«

  Pablo wandte sich zu mir um, und sein Gesicht wirkte alt vor Kummer. »Es gibt eine Menge Felsen flußaufwärts, ungefähr eine Meile von hier, jenseits des Hafenbeckens.« Er war vom Bug zurückgekommen und hockte jetzt mit Mellors und mir im notdürftigen Schutz der Halbkabine. Sein Gesicht wurde in raschem, rhythmischem Wechsel in rotglühendes Licht getaucht und wieder dunkel, weil er nervös an einer zwischen den hohlen Händen geschützten Zigarette zog. »Der Wind bläst sie direkt auf diese Riffgruppe zu – du weißt, welche ich meine.«

  »Ich glaube nicht, daß sie in diese Richtung getrieben werden.«

  Ich versuchte, den Kurs der Boote zu berechnen. Der Wind kam von Süden und wehte genau flußaufwärts. Die Flut stieg, und bei Falcombe gibt es einen erheblichen Gezeitenunterschied. Die Flutwelle muß von der Flußmündung aus etwa eine Meile durch das enge Bett gedrückt werden, bevor sie das breite Becken des Hafens von Falcombe erreicht. Hinter dem Hafenbecken verengt sich das Flußtal wieder und windet sich fast zwölf Meilen weit zwischen Hügeln entlang. Ich hielt es für wahrscheinlich, daß die Hausyachten durch die vereinten Kräfte von Flut und Wind in diesen von schlammigen Ufern eingefaßten Kanal hinaufgedrückt und die Klippen, von denen Pablo gesprochen hatte, um mindestens eine Viertelmeile verfehlen würden. Ich wandte mich Mellors zu. »Ein bißchen mehr steuerbord und direkt stromauf, würde ich sagen. Um den Hafen brauchen wir uns nicht zu kümmern. Die verdammten Kähne sind inzwischen sicher auf halbem Weg nach Boniton.« Boniton ist eine kleine Stadt am Fluß, wo ein schmaler, stark strömender Bach aus dem Moor einmündet.

  Wir rasten stromauf, und selbst bei dieser Geschwindigkeit wurde der von dem Wind gepeitschte Regen schneller vorange-

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  trieben als das Boot. Von Zeit zu Zeit drehte die Maschine durch, und das ganze Boot erzitterte, wenn es in ein Wellental kippte und die Schraube aus dem Wasser gedrückt wurde. Die Lichtbahn des Scheinwerfers tanzte über Wasser und Ufer, erhellte vor Nässe glänzende Bäume, die im dichten Regen nebelig wirkende Luft über dem Fluß, mit Segeltuch abgedeckte Boote, die verlassen und tot aussahen.

  »Da ist eine!« schrie Pablo, als der Lichtstrahl auf einen großen, weißen Schiffsrumpf fiel. Mellors drosselte die Turbine und fuhr einen weiten Bogen; das Boot krängte stark, als es breitseits von den Wellen getroffen wurde. Die Hausyacht hatte sich anscheinend in der Ankerkette eines riesigen, schwarzen Bootes verfangen; wahrscheinlich war es ein alter Hafenschlep-per, der sich im Umbau befand. Die Wellen schlugen beide Boote gegeneinander; der Schlepper, dessen scharfer Bug emporgeris-sen und abwärts geschleudert wurde, drohte, die Yacht in zwei Teile zu zerschneiden. Es war ein unheimlicher Anblick.

  Ich zögerte. »Sie gehen an Bord«, sagte Mellors im Befehlston.

  Ich ging nach vorn, wartete, bis Mellors das Boot vorsichtig längsseits brachte, und sprang. Meine Hände umklammerten die Reling der Hausyacht, ich zog meine Füße auf die Deckkante, zuckte zusammen, als das Boot wenige Zoll unterhalb meiner Knöchel gegen die Bordwand krachte, und schwang mich über die Reling auf das Vordeck. Über mir fuhr der messerscharfe Bug des Schleppers wie die Schneide einer gigantischen Guillotine herab, schoß auf mich zu und biß mit explosivem Knirschen in die Backbordseite der Hausyacht. Ich taumelte, fing mich wieder, packte das Ende des Taus, das Pablo mir zuwarf, und machte es fest. Die Turbine des Bootes heulte auf, die Hausyacht ruckte an, ich hörte das Reißen von Metall, als die Steuerbordre-ling von der peitschenden Ankerkette des Schleppers losbrach, und dann waren wir frei.

  Ich stand in der Vorkabine der Hausyacht, während wir stetig gegen den Wind stromab fuhren. Irgendwann versuchte ich die Maschine zu starten, doch wie erwartet sprang sie nicht an.

  Pablo hatte die Brennstofftanks aller Hausyachten – mit

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  Ausnahme der, auf der ich schlief – geleert, um sie vor Vandalismus zu schützen. Er hatte nicht damit gerechnet, daß jemand die ganze Flotte von ihren Ankern lösen würde…

  Wir brauchten fast eine Stunde, um die erste Hausyacht zu ihrem Ankerplatz hinter dem Falcombe Hotel zurückzuschleppen.

  Pablo schlug Mellors vor, jetzt zu Bett zu gehen, doch der bestand darauf, bei uns zu bleiben, als wir zum zweiten Mal stromauf fuhren.

  Wir brachten die anderen Hausyachten nicht zurück. Wir entdeckten sie, eine nach der anderen, zwischen Bäumen an beiden Seiten des Ufers festgeklemmt und anscheinend unbeschädigt. Wir zogen sie ins tiefe Wasser und verankerten sie an Ort und Stelle, um bei Tageslicht zurückzukehren und sie abzuschleppen. Anschließend – es war gegen sechs Uhr, und das erste Licht der Morgendämmerung färbte den östlichen Horizont

  – fuhren wir zurück, machten das Boot am Anleger des Falcombe Hotels fest und gingen an Land.

  Zwei oder drei Hotelangestellte waren bereits erschienen, und ein paar andere Frühaufsteher, die etwas Interessantes witterten, erwarteten uns auf dem Hotelrasen. Ich wollte zu Bett gehen, und Pablo ebenfalls, doch Mellors bestand darauf, die Geschichte in allen Details zu erzählen, und aus Dankbarkeit für seine Hilfe mußten wir bleiben, seine Darstellungen bestätigen und ihm bei kleinen Details aushelfen.

  Es war sieben Uhr, bevor ich zu meiner Hausyacht zurückkam, mir Kaffee kochte, Eier und Speck briet, eine Zigarette rauchte und schließlich ins Bett kroch. Ich war müde und zerschlagen.

  Das Hotel, nahm ich mir vor, konnte für den Rest dieses Tages zum Teufel gehen.

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  AM SPÄTEN NACHMITTAG stieg ich den Pfad hinauf, der im Zickzack zwischen leeren Ferienhäusern zu den Klippen führt. Außerhalb der Saison waren die grellfarbigen, abblätternden Holzhütten verlassen und boten diesen speziellen, verlorenen Anblick, den solche Bauten bei Ende des Sommers annehmen, wenn die toten, feuchten Blätter gegen ihre Türen geweht werden. Der unter ihnen liegende Hafen von Falcombe war leer, und die Hover-Fähre zog eine einsame Wellenspur durch das dunkle Wasser, das nach dem Sturm der letzten Nacht wieder ruhig war. Etwas weiter entfernt fuhr Mellors Boot flußaufwärts, um wieder eine der abgetriebenen Hausyachten zurückzuholen.

  Außer Atem von dem Aufstieg blieb ich stehen, wandte mich um und blickte in das hinter der kleinen Stadt liegende Tal.

  Obwohl es noch für zwei Stunden lang hell sein würde, brannten in den Räumen der Forschungsstation bereits die Fluoreszenz-lampen. Das Gebäude war ein Anachronismus in diesem Tal, ein kantiger Betonklotz zwischen verwitterten Felsen und jahrhun-dertealten Holzhäuschen, dem abfallenden Land mit seinen Feldern und Hecken. Dünne Nebelschwaden bildeten sich in den Senken.

  Ich ging weiter, unter tropfenden Bäumen hindurch, und erreichte das windige, kahle Plateau am Rand der Klippen. Am Horizont sah ich ein Küstenschiff. Bei der großen Entfernung schien es stillzustehen.

  Kurz darauf erreichte ich den Granitpfosten, der in den Boden gerammt worden war und den höchsten Punkt dieser Gegend markierte. Auf seinem Ende saß eine runde Bronzeplatte, in die eine Karte des Gebiets und eine Windrose eingraviert waren. Der Pfad wurde jetzt sehr steinig und führte zur Starfish Bay hinab.

  Vor mehreren Jahrhunderten, hat man mir erzählt, wurde ein Tee-Klipper hier bei einem Sturm ans Ufer getrieben und ist auf den Klippen zerschell
t. Die Umrisse des Schiffes sind bei Ebbe noch immer zu erkennen. Das Skelett ist von Tang und Seegras überwuchert, die ihm ein neues Leben gegeben haben.

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  Es gibt noch ein anderes Memento der Vergangenheit neben dem schmalen Pfad, kurz bevor er seinen niedrigsten Punkt erreicht und dann auf der anderen Seite der Bucht wieder zu den Klippen hinaufführt. Ein Rechteck zerbrochener Steine markiert den Ort, wo sich irgendein Einsiedler einmal seine einsame Bleibe errichtet hatte. Während ich den steilen Pfad hinabging, konnte ich die Reste eines Schornsteins erkennen, die sich wie ein Denkmal aus den Trümmern reckten.

  Innerhalb dieses Rechtecks, auf einer grünen Plastikdecke, den Rücken gegen die Steine des Schornsteins gelehnt, saß ein Mädchen. Es trug eine Hose und einen gelben Anorak, und obwohl es in meine Richtung blickte, hatte ich im ersten Augenblick den Eindruck, daß es blind sei.

  Sie war schön und kam mir irgendwie bekannt vor, hatte nicht ganz schulterlanges, goldblondes Haar, das ein leicht gebräuntes Gesicht umrahmte. Ich war sicher, daß ich sie schon einmal gesehen hatte. Das gab mir den Mut, sie anzugrinsen, als ich mich ihr näherte; dann murmelte ich einen Gruß und wollte an ihr vorbeigehen.

  »Warten Sie«, sagte das Mädchen.

  »Ja?«

  Sie schien nervös zu sein. Sie hatte in einer Zeitung gelesen, die sie jetzt neben sich legte. Sie blickte mich unsicher an, als ob sie nicht wüßte, was sie sagen sollte. »Ich möchte mit Ihnen sprechen«, erklärte sie schließlich. »Das ist alles. Macht es Ihnen etwas aus?«

  Wir waren zwei Meilen von Falcombe entfernt und vier Meilen von Prospect Cove. Ein roher Pfad führt landeinwärts zu der etwa eine Meile entfernten Hauptstraße, an der ein Hotel steht; seine Schornsteine waren zwischen den Bäumen zu erkennen. Ich fragte mich, ob sie vielleicht in diesem Hotel arbeitete oder sonst mit ihm zu tun hatte. Mit einem geländegängigen Hover-Car konnte man den zum Ufer führenden Pfad benutzen, hatte Mellors mir erklärt. Hinter den Mauerresten, zwischen denen sie saß, standen zwei riesige Bäume, eine Abnormität in dem sonst