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  Oh, Susanna, Susanna!

  »Sie sind sehr schön«, sagte ich.

  »Und Sie sind einer von den ganz Schnellen. Wie heißen Sie?«

  Ich sagte es ihr und erzählte ihr von meiner Arbeit und von Mellors, und wir ließen uns noch zwei Drinks kommen. Ich versuchte ihr einzureden, daß ihre Gedächtnislücke auf Überarbeitung in der Station zurückzuführen sei und daß sie einen langsameren Gang einlegen sollte und mehr herumkom-men müsse, um nette Menschen kennenzulernen – wie mich.

  Vorübergehende Amnesie sei ein Warnzeichen, sagte ich. Beim nächsten Mal könnte sie über die Klippen spazierengehen. Und wir tranken noch zwei Scotch.

  Aber sie weigerte sich, mir etwas über ihre Arbeit in der Station zu erzählen; und als ich vorschlug, daß wir uns wiedersehen sollten, sagte sie nein, bedauernd, wie ich annehme. Sie sagte, sie arbeite an einem wichtigen Projekt. Mehr wollte sie mir nicht erzählen.

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  Wir fuhren in die Stadt zurück, und ich setzte sie bei der Forschungsstation ab. Ich vermutete, daß sie irgendeine Art von Bericht machen mußte. Ich hatte sogar eine vage Ahnung, um was es sich dabei handelte: offensichtlich hatte sie Schock und Verwirrung jetzt überstanden und wieder zu denken begonnen.

  Und sie schien ein sehr intelligentes Mädchen zu sein.

  Eine Bemerkung, die ich aufgefangen hatte, zog immer wieder durch meinen Kopf. Etwas, das Jean Longhurst gesagt hatte.

  »Hast du jemals daran gedacht, daß unsere Experimente parallelisiert werden könnten?«

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  ICH LAG IN MEINER KOJE und befand mich in einer philosophischen Stimmung. Einmal war ich zum ersten Mal seit Wochen nicht mit einem Kater und einem Knoten nervöser Anspannung im Magen aufgewacht, vor Sorgen um das Hotel und die Hausyachten und darüber, wie ich mit Mellors stand. Ich machte mir um nichts Sorgen. Ich dachte an Liebe.

  Ich dachte, wie seltsam es ist, daß ich plötzlich eine Frau treffen sollte, von der ich schon nach sehr kurzer Bekanntschaft sagen konnte: Ich liebe sie. Woher, zum Teufel, wußte ich, daß ich sie liebte? Was hatte das zu bedeuten?

  Es hatte etwas mit den Augen zu tun, überlegte ich. Wenn ich sie ansah, sah ich ein schönes Mädchen – welcher Mann würde sie anders sehen? Doch es war, als ob mein periphäres Sehen eingeengt worden sei, weil ich nur sie sah, nichts anderes. Und dasselbe traf auf meinen geistigen Horizont zu: Ich dachte nur Susanna. Wenn ich mit ihr zusammen war, dachte ich allein an sie; ich sah nichts anderes als ihr Gesicht, ihren Körper, ihre Beine.

  Und wenn sie mich ansah, wenn unsere Blicke sich trafen, war es wieder etwas anderes. Daher wußte ich, daß sie genauso empfand. Aber wie? Augen sind schließlich nur Augen – optische Instrumente, die sich im Lauf von Jahrmilliarden entwickelt hatten. Die Seele eines Menschen kann man durch die Augen nicht erkennen. Trotzdem, wenn Susannas blaue Augen in die meinen blickten, schlugen Flügel in meiner Brust.

  Schließlich stand ich auf und machte Kaffee. Ich wusch und rasierte mich, zog mich an und verscheuchte einen blinden Passagier in Gestalt eines kleinen Jungen, der es als sein gutes Recht zu betrachten schien, von meinem Deck aus zu angeln und seine stinkenden Köder auf den gefirnisten Planken auszubrei-ten. Dann schloß ich ab und ging an Land.

  Im Hotel näherte sich das Frühstück seinem Ende, und alles schien glatt zu laufen. Von Mellors war nichts zu sehen, und ich

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  fragte mich, ob er und seine Frau in ihrem Haus am anderen Ende der Stadt waren. Sie führten ein seltsames, nomadisches Leben, wohnten mal im Falcombe Hotel, mal in ihrem Haus oder in irgendeinem der drei anderen Hotels in nahegelegenen Städten, die ebenfalls zum Mellors-Imperium gehörten – wie es ihnen gerade einfiel. Der Manager eines dieser Hotels sagte mir einmal: »Mellors wohnt immer dort, wo er den meisten Ärger machen kann.«

  Zur Zeit war das anscheinend das Falcombe Hotel, da ich ihn jetzt die Treppe herabkommen sah, Dorinda im Schlepptau. Er trat ins Speisezimmer und blickte angriffslustig umher. Ich verzog mich hinter einen Pfeiler, bevor er mich entdecken konnte und gestikulierte einem Kellner. Der Kellner sah mich, trat sofort in Aktion und führte die Mellors zu einem Tisch in der Nähe des Fensters. Er legte ihnen die Speisekarte vor, und damit war die übliche Morgenkrise vorüber. Warum man sich nicht darauf verlassen kann, daß die Leute sich von allein um den Besitzer des Hotels kümmern, wird mir wohl ewig ein Rätsel bleiben.

  Ich ging in die Hafenbar und sah Pablo und Dick an einem Tisch sitzen; sie rauchten und blätterten Papiere durch. Pablo blickte auf, sah mich und deutete auf den Platz neben sich.

  »Ich denke, der Alte wird unterschreiben«, sagte er.

  »Was? Heute vormittag?«

  »Er hat gestern abend gesagt, daß er mich nach dem Frühstück sprechen will.«

  »Sie haben gerade damit angefangen«, sagte ich ihm. »Es wird nicht lange dauern.«

  »Das hoffe ich. Denn wenn deine verdammten Kellner ihn warten lassen, ist er nicht sehr zugänglich. Ich möchte, daß er auch eine Option auf sechs weitere Boote unterschreibt; lieferbar vor Mai kommenden Jahres.«

  Ich stand auf. »Du gehst ziemlich hart ran, findest du nicht?«

  Ich trat zur Tür und blickte in den Speiseraum. Mellors stocherte

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  auf seinem Teller umher und sein Gesicht zeigte einen Ausdruck höchsten Ekels, doch das war nur seine normale Frühstücksmi-mik. Vor ihm, gegen sein Glas Orangensaft gelehnt, stand ein flimmerndes Newspocket-Gerät. Um Pablos willen hoffte ich, daß die Nachrichten gut waren. Ein Kellner stand dienstbereit hinter ihm; das Hotel tat sein Bestes, um den Abschluß glatt über die Bühne gehen zu lassen. Befriedigt kehrte ich zu Pablo und Dick zurück.

  »Oh, wegen meiner Provision«, sagte ich. »Ich meine, ange-sichts dessen, was du gesagt hast, Pablo… wenn es helfen sollte, die Sache abzuschließen – wäre ich bereit auf fünf Prozent herunterzugehen.«

  »Quatsch«, antwortete er ruhig. »Du bekommst deinen vollen Anteil. Das überlaß nur mir. Ich sage dir, John, ich habe so ein Gefühl, daß alles glatt laufen wird. Das muß es auch, nach all der Arbeit, die wir hineingesteckt haben. Dieser letzte Trip hat es entschieden. Jeder hat sich vollaufen lassen, jeder hat seinen Spaß gehabt, und diese beiden Typen von der Station haben Mellors gesagt, er sei großartig und das Boot sei großartig. Und Mellors hat richtig geschuftet, als die Boote abgetrieben sind, als ob er wirklich interessiert wäre, weißt du.«

  »Und mir hat er gesagt, ich soll mir etwas Kapital beschaffen.«

  »Das hat er getan, dieser Bastard? Das ist typisch Mellors. Auf jeden Fall kannst du ja deine Provision einbringen, wenn du magst. Das sollte ihn glücklich machen – weil er sie dann nicht in bar auf den Tisch legen muß.«

  »Langsam, Pablo, langsam. Du läßt dir von Mellors die volle Summe auszahlen, okay? Dann zahlst du mir davon meinen Anteil aus. Und wenn ich Lust dazu habe, bringe ich ihn als meinen Kapitalanteil für das Geschäft ein. Ich möchte, daß die Provision in meiner Tasche ist, und nicht in Mellors’. In Ordnung?«

  Pablo grinste. »Das kann ich verstehen.«

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  Wir sprachen noch eine Weile über das Geschäft, bis Dick murmelte: »Er kommt.«

  »Ah, guten Morgen, guten Morgen!« Der Alte blickte auf uns herab und strahlte über das ganze Gesicht. Ich hatte ihn um diese Stunde nur selten in so guter Laune erlebt. Er setzte sich.

  Seine Frau war nicht mitgekommen. »Also dann«, sagte er und lächelte uns der Reihe nach an.

  Pablo schob die Papiere zurecht, doch es war noch zu früh für Mellors, der einem Kellner winkte. Er bestellte Kaffee, und wir betrieben höfliche Konversation, bis er gebracht wurde. Mellors nahm einen Schluck, steckte sich eine Zigarette an, lehnte sich in seinem Sessel zurück und lächelte freundlich.

  Pablo hielt den Augenblick jetzt für gekommen. »Ah – dies sind die Verträge, Wal«, sagte er und
schob sie über den Tisch.

  »Vielleicht wollen Sie sie mal durchsehen.«

  »Das will ich. Bestimmt.« Er fummelte in seiner Tasche und zog eine Brille heraus. Er hauchte auf die Gläser, polierte sie mit einem Taschentuch und schob sie mit einem leisen Seufzer auf die Nase.

  Er begann zu lesen, zog hin und wieder an seiner Zigarette.

  Trotz Pablos Zuversicht war die Luft mit elektrischer Spannung geladen. Ich verstand nicht, daß Pablo das nicht spürte. Der Alte wollte irgend etwas abziehen… Ich versuchte, meine Gedanken von dieser Sache zu lösen und sah aus dem Fenster auf die Handvoll Ferienhäuser am anderen Ufer des Flusses. Die Hover-Fähre fuhr auf den Anleger zu, ohne Fahrzeuge und mit nur sechs Menschen; damit konnte man kein Geld verdienen. Meine Gedanken schweiften zu Susanna ab und blieben bei ihr. Ich fragte mich, was sie gerade tun mochte und, sehr sorgsam, um nicht zu viele Implikationen in Betracht zu ziehen, überlegte ich mir, wo genau sie jetzt sein mochte…

  »Das ist natürlich alles Blödsinn!« Mellors’ amüsierte Stimme riß mich in die Wirklichkeit zurück.

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  »Blödsinn, Wal?« Erschrecken breitete sich über Pablos Gesicht.

  »Dieser Vertrag.« Mellors tippte mit seiner Brille auf die Papiere und lächelte traurig. »Sie haben den wichtigsten Punkt ausgelassen.«

  »Oh… und was ist das, Wal? Dies ist unser normaler Verkaufs-vertrag.«

  »Und Ihre normalen Preise? Zum Beispiel dieser Betrag. Ist das Ihr normaler Verkaufspreis?«

  »Aber natürlich, Wal. Auf diesen Preis haben wir uns doch schon vor einer ganzen Weile geeinigt.«

  »Aber die Umstände haben sich seitdem geändert, nicht wahr?«

  Pablo wirkte verwirrt und besorgt. »In welcher Weise?«

  Mellors schüttelte traurig den Kopf. »Oh, Pablo… und Sie sind Seemann. Haben Sie noch nie von Bergungsansprüchen

  gehört?«

  Irgend etwas Eisiges umspannte mein Herz. Pablos Augen weiteten sich. »Bergungsansprüche?« krächzte er.

  Mellors ließ die Maske fallen. »Aufgrund Ihrer dringenden Bitte habe ich vorgestern nacht bei einem schweren Sturm mein Boot auf den Fluß gebracht und in mehrstündiger Arbeit zehn Ihrer Hausyachten geborgen, die in Gefahr standen, zertrümmert zu werden. Im Verlauf dieses Unternehmens war mein Angestellter, Mr. John Maine, der einzige, der an Bord Ihrer Yachten gegangen ist.«

  Dieser alte Bastard, dachte ich. Jetzt begriff ich, warum er darauf bestanden hatte, daß ich auf die Hausyachten stieg und das Abschlepptau festmachte, und nicht Pablo. Er hatte alles genau geplant. Fast, als ob er gewußt hätte, daß die Boote abtreiben würden…

  Mellors fuhr fort. »Ich denke, wir stimmen alle zu, daß es so geschehen ist. Und nach dem geltenden Seerecht – um nicht

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  auch noch die Klauseln des Hafenrechts von Falcombe zu erwähnen, mit denen ich sehr gut vertraut bin – stehen Sie dafür mit dem halben Wert dieser Boote in meiner Schuld. Aber darüber brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen. Das wird Ihre Versicherung natürlich abdecken.«

  Pablo starrte Mellors mit kalkweißem Gesicht an. »Meine Versicherung? Meine Versicherung? Sie wissen verdammt genau, daß ich keine Versicherung habe. Sie haben sich bereit erklärt, die Boote selbst versichern zu lassen, solange sie hier liegen. Sie haben gesagt, das sei nicht mehr als gerecht, da Sie ein paar von ihnen benutzen würden und John auf einem schliefe.«

  »Oh? Haben Sie das schriftlich?«

  »Sie wissen verdammt gut, daß ich es nicht schriftlich habe, Sie Bastard!«

  »Kommen Sie, Pablo, kommen Sie. Wir wollen doch nicht persönlich werden. Dies ist schließlich eine geschäftliche Angelegenheit, und dafür gibt es genaue Regeln. Regel Nummer eins: Alles schriftlich festlegen. Aber ich will fair sein. Ich habe formal keine Ansprüche angemeldet. Noch nicht. Ich möchte Sie nur mit der Rechtslage vertraut machen, das ist alles. In diesem Fall finde ich das Gesetz ein wenig hart, deshalb habe ich in Betracht gezogen, meinen Anspruch nicht anzumelden. Unter der Bedingung, daß Sie die Preise für alle Boote um ein Drittel reduzieren.«

  »Aber das würde bedeuten, daß ich sie unter den Herstellungs-kosten verkaufe! Und bei all den Verzögerungen und Auslagen, die ich gehabt habe, gar nicht von der Abweisung anderer Kunden zu sprechen, wird mich das ruinieren!«

  Mellors lehnte sich zurück und lächelte. »Überlegen Sie es sich, Pablo«, sagte er. »Mir eilt es nicht.«

  Ich schob meinen Stuhl zurück, kam taumelnd auf die Füße und lief hinaus. Ich war beinahe verrückt vor Wut. Wenn ich noch länger zuhörte, dachte ich, würde ich Mellors aus seinem Sessel reißen und ihm die Fresse einschlagen. Und das wäre das

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  Ende für meinen Job und meine weiteren Aussichten und für den Fundus guten Willens, den ich während der vergangenen Monate aufgebaut hatte. Mellors zu verprügeln, sah ich gerade noch rechtzeitig ein, wäre ein sehr kostspieliges Vergnügen.

  Dorinda Mellors stand vor mir. Ich blieb abrupt stehen, bevor ich sie auf meiner Flucht durch den Speiseraum über den Haufen rannte.

  »Kommen Sie, John, trinken Sie eine Tasse Kaffee mit mir«, sagte sie. »Sie sehen aus, als könnten sie eine gebrauchen.«

  Wie in Trance setzte ich mich, und sie goß etwas Schwarzes in eine Tasse. Sie winkte einem Kellner, murmelte ihm ein paar Worte zu, und kurz darauf stellte er eine Flasche Brandy auf den Tisch. Dorinda goß eine reichliche Dosis in meinen Kaffee.

  »Ich nehme an, daß Wallace wieder einmal seine Geschäfts-tüchtigkeit beweist«, sagte sie. Ich blickte sie über die dampfende Kaffeetasse hinweg an; sie war eine eigenartig farblose Frau, und ich wußte nie, wie ich sie nehmen sollte.

  Meistens vergaß ich sogar, daß sie da war.

  »Das stimmt«, sagte ich. »Er versucht, Pablo aufs Kreuz zu legen.« Ich weiß nicht, warum ich ihr das sagte; ich mußte einfach mit irgend jemandem darüber sprechen, vermute ich –

  selbst mit Mellors’ Frau, wenn kein anderer da war.

  »Wallace versucht nie, jemanden aufs Kreuz zu legen. Er tut es«, sagte sie.

  »Das ist richtig. Pablo liegt schon auf der Matte.«

  »Warum regen Sie sich so darüber auf?«

  »Pablo ist mein Freund. Ich schulde ihm eine Menge. Ihr Mann hat mich in letzter Zeit ziemlich an der Nase herumgeführt, und Pablo hat immer zu mir gestanden.«

  Sie blickte mich nachdenklich an. »Ich dachte mir, daß es so etwas sein muß. Wallace sagt mir nie etwas, müssen Sie wissen.

  Er ist ein eigenartiger Mann und hält nichts von persönlicher Freundschaft oder…« Sie errötete leicht, nur ein rosa Schimmer,

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  der überraschend auf ihr ausdrucksloses Gesicht trat. »Oder etwas anderes in dieser Richtung. Wenn Sie Mr. Blakesley zu stark unterstützen, legt er Ihnen das als Schwäche aus. Ich an Ihrer Stelle würde mich da heraushalten. Sorgen Sie nur dafür, daß alles, was Sie betrifft, schriftlich fixiert wird.«

  »Das ist leicht gesagt. Während der letzten Monate habe ich hier im Hotel ziemlich hart gearbeitet und eine Menge Vorbereitungen für diese Hausyachtgeschichte getroffen. Und ich habe dafür nichts anderes bekommen als Ersatz meiner Auslagen und meinen Unterhalt. Was passiert jetzt? Wenn ich auf einem ordentlichen Arbeitsvertrag bestehe, sagt er vielleicht, ich solle mich zum Teufel scheren. Und ich hätte dann die ganze Zeit für nichts gearbeitet.«

  »Sie haben bereits für nichts gearbeitet. Glauben Sie mir, John, wenn Sie keinen schriftlichen Vertrag haben, haben Sie für nichts gearbeitet.«

  Ich starrte sie an, trank dann schweigend meinen Kaffee aus, erhob mich und ging. Pablo trat gerade aus dem Nebenraum. Er sah krank aus. Ich konnte ihn nicht ansehen. Ich ging durch das Foyer und trat auf die Straße.

  Es gab nur eins, was mich an diesem Vormittag davon abhielt, meine Sachen zu packen und so schnell wie möglich aus Falcombe zu verschwinden. Es wurde Mittag und ich ging in die Waterman’s Arms, aß e
in Sandwich und trank ein Bier. Später am Nachmittag stieg ich in das Hover-Car, und ich spürte die Leere einer dunklen Vorahnung im Magen. Kurz darauf bog ich nach links ab und glitt schaukelnd und mit heulender Turbine den Pfad hinab, der zu der Stelle zwischen den Hügeln führte, wo man durch den Spalt in den Klippen hinter den beiden Bäumen das Meer schimmern sah.

  Sie wartete auf mich. Als ich stoppte und ausstieg blieb sie zwischen den Bäumen stehen, ohne in meine Richtung zu blicken.

  Doch als ich in ihren Zauberkreis getreten war, schlang sie ihre Arme um meinen Hals und wir küßten uns, lange und begehrend

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  und sanft, und es war, als ob ich noch nie zuvor eine Frau in meinen Armen gehalten hätte. Es lag ein Ausdruck von Trauer in ihrem Kuß und auf ihrem Gesicht – und eine Verzweiflung, als ob das erste Mal auch das letzte sei.

  Wir lösten uns voneinander, atemlos und erschöpft. »Hallo«, sagte sie.

  Sie war wunderschön, und ich wollte nicht, daß es zwischen uns Geheimnisse gab. »Ich habe dir etwas mitgebracht«, sagte ich und reichte ihr meine Zeitung. Die Story über die Bergung von Pablos Hausyachten stand auf der ersten Seite.

  Sie nahm die Zeitung und sah mich unsicher an. »Du weißt es also?«

  »Einiges. Setzen wir uns. Wieviel kannst du mir sagen?«

  Im ersten Moment dachte ich, sie würde weinen. »Alles«, sagte sie ruhig. »Es spielt keine Rolle mehr. Ich hatte nicht erwartet, daß du kommen würdest.«

  Es war ein trüber Tag in ihrer kleinen Welt bei den zwei Bäumen, und die aufziehenden Wolken waren noch dunkler und drohten ein zu dieser Jahreszeit ungewöhnliches Gewitter an.

  Wir saßen an einen der Bäume gelehnt, und sie schwieg, während sie überlegte, wie sie beginnen sollte.

  »Du kommst von einer parallelen Welt«, sagte ich.

  Nun berichtete sie mir von den Programmen der Forschungsstation, und wie sie ihre ersten Experimente an diesen abgelegenen Ort projiziert hätten. »Abgesehen von anderen Überlegungen vor allem für den Fall, daß etwas schief gehen sollte«, sagte sie. »Wir waren uns anfangs nicht sicher, ob der Zusammenprall zweier Welten nicht eine Art Explosion auslösen würde.«